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 Das opfer der dritten Frau

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Leah
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BeitragThema: Das opfer der dritten Frau   Das opfer der dritten Frau Icon_minitimeMi Aug 05, 2009 2:03 pm

Zitat :
„Nun folgt die Geschichte vom Opfer der dritten Frau.
Viele Jahre nachdem Taha Aki beschlossen hatte, sich nicht mehr in den Geisterwolf zu verwandeln – er war schon ein alter Mann -, kam es im Norden zu Auseinandersetzungen mit den Makah. Mehrere junge Frauen ihres Stammes waren verschwunden, und sie beschuldigten die Wölfe des Nachbarstammes, die sie fürchteten und denen sie misstrauten. In Wolfsgestalt konnten die Wolfsmänner noch immer die Gedanken der anderen Wölfe lesen, genau wie ihre Vorfahren es als Geister gekonnt hatten. Sie wussten, dass keiner von ihnen Schuld an dem Verschwinden der Frauen war. Taha Aki versuchte den Häuptling der Makah zu besänftigen, aber auf Seiten der Makah gab es zu viel Angst. Taha Aki wollte nicht, dass es zu einem Krieg kam. Er war nicht länger ein Krieger, der sein Volk führen konnte. Er beauftragte seinen ältesten Wolfssohn, Taha Wi, den wahren Übeltäter zu finden, ehe es zum Kampf kam.
Zusammen mit den anderen fünf Wölfen seines Rudels durchkämmte Taha Wi die Berge auf der Suche nach Spuren der vermissten Makah. Dabei stießen die Wölfe auf etwas, das ihnen nie zuvor begegnet war – einen eigenartigen, süßlichen Geruch im Wald, der ihnen so in der Nase brannte, dass es schmerzte.“
Ich lehnte mich etwas näher an Jacob. Ich sah, wie es um seine Mundwinkel zuckte, und er legte mir den Arm fest um die Schulter.
„Sie wussten nicht, was für ein Wesen solch einen Geruch verströmte, doch sie folgten der Spur“, fuhr Old Quil fort. Seine zittrige Stimme klang nicht so erhaben wie Billys, doch es lag eine merkwürdige, drängende Leidenschaft darin. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als er schneller sprach.
„Als sie de Fährte folgten, fanden sie schwache Spuren menschlicher Gerüche und menschliches Blut. Sie waren sich sicher, dass sie dem Feind, den sie suchten, auf den Fersen waren.
Die Spur führte so weit, dass Taha Wi die Hälfte des Rudels, die drei Jüngeren, zurück zur Bucht schickte, damit sie Taha Aki Bericht erstatten konnten.
Taha Wi und seine beiden Brüder kehrten nicht zurück.
Die jüngeren Brüder suchten nach den älteren doch sie fanden nur Schweigen. Taha Aki trauerte um seine Söhne. Er hätte ihren Tod gern gerächt, aber er war ein alter Mann. In Trauerkleidung ging er zu dem Häuptling der Makah und berichtete ihm, was geschehen war. Der Makah-Häuptling sah, dass sein Kummer echt war, und der Zwist zwischen den Stämmen wurde beigelegt.
Ein Jahr darauf verschwanden in einer Nacht zwei Makah-Mädchen. Sofort riefen die Makah die Quileute-Wölfe um Hilfe an, und die Wölfe fanden im gesamten Makah-Dorf den süßlichen Gestank, den sie bereits kannten. Wieder gingen die Wölfe auf die Jagd.
Nur einer kehrte zurück. Es war Yaha Uta, der älteste Sohn von Taha Akis dritter Frau und der Jüngste im Rudel. Er brachte etwas mit, was man bei den Quileute noch nie gesehen hatte – die zerlegten Gliedmaßen einer merkwürdigen, kalten, steinernen Leiche. Alle, die von Taha Akis Blut waren, auch jene, die niemals Wölfe gewesen waren, konnten den durchdringenden Gestank des toten Wesens riechen. Das war der Feind der Makah.
Yaha Uta berichtete, was geschehen war: Er und seine Brüder hatten das Wesen, das von Menschengestalt, aber hart wie ein Granitfelsen war, zusammen mit den Makah-Töchtern gefunden. Ein der Mädchen war bereits tot; weiß und blutleer lag sie am Boden. Die andere lag in den Armen des Wesens, sein Mund an ihrer Kehle. Vielleicht lebte sie noch, als Yaha Uta und seine Brüder die grauenhafte Szene erblickten, doch als sie näher kamen, biss das Wesen dem Mädchen schnell in der Hals und warf den leblosen Körper zu Boden. Seine weißen Lippen troffen von Blut, und seine Augen waren rotglühend.
Yaha Uta berichtete von der unglaublichen Kraft und der Schnelligkeit des Wesens. Einer seiner Brüder unterschätzte diese Kraft und fiel ihr schnell zum Opfer. Das Wesen riss ihn in Stücke, als wäre er eine Puppe. Yaha Uta und sein anderer Bruder waren vorsichtiger. Sie stellten fest, dass sie ihm nur mit den Zähnen etwas anhaben können. Während das Wesen gegen sie kämpfte, begannen sie kleine Stücke von ihm abzureißen. Aber das Wesen lernte schnell und passte sich ihrer Angriffstaktik geschickt an. So bekam es Yaha Utas Bruder zu fassen. Yaha Uta fand eine Öffnung an der Kehle des Wesens und stürzte sich darauf. Mit den Zähnen riss es dem Wesen den Kopf ab, doch die Hände hörten nicht auf, seinen Bruder zu zerfleischen.
Im verzweifelten Versuch, seinen Bruder zu retten, zerriss Yaha Uta das Wesen bis zur Unkenntlichkeit. Es war zu spät, doch am Ende war das Wesen zerstört.
Da glaubten sie jedenfalls. Yaha Uta breitete die stinkenden Überreste vor den Ältesten aus, damit sie sie untersuchen konnten. Eine abgetrennte Hand lag neben einem Stück des granitharten Arms. Als die Ältesten sie mit Stöcken hin und her schoben, berührten sich die beiden Teile und die Hand streckte sich nach dem Arm aus, als sollte er wieder ganz werden.
Entsetz zündeten die Ältesten die Körperteile an. Eine stinkende, erstickende Rauchwolke verpestete die Luft. Als nur noch Asche übrig war, füllten sie diese in mehrere kleine Beutel und verstreuten sie über ein weites Gebiet – im Ozean, im Wald, in den Höhlen der Klippen. Einen Beutel trug Taha Aki um den Hals, damit er gewarnt wäre, falls das Wesen je versuchen sollte, je wieder ganz zu werden.“
Old Quil hielt inne und schaute Billy an. Billy holte ein Lederband hervor, das er um den Hals hängen hatte. An dem Band hing ein kleiner Beutel, der mit den Jahren schwarz geworden war. Einige stießen erschreckten Schrei aus. Vielleicht war ich darunter.
„Sie nannten es das kalte Wesen, den Bluttrinker, und lebten mit der Angst, dass er womöglich nicht der einzige seiner Art war. Sie hatten nur noch einen Wolfsmann bei sich, der sie beschützen konnte, den jungen Yaha Uta.
Sie mussten nicht lange warten, dass Wesen hatte eine Gefährtin, auch sie ein Bluttrinker, und sie kam zu den Quileute um sich zu rächen.
In den Geschichten heißt es, dass die kalte Frau das Schönste war, was je ein Mensch erblickt hatte. Wie die Göttin der Morgenröte sah sie aus, als sie an jenem Tag ins Dorf kam; ausnahmsweise schien einmal die Sonne, sie spiegelte sich auf ihrer weißen Haut und ließ ihr goldenes Haar strahlen, das ihr bis zu den Knien ging. Ihr Gesicht war von magischer Schönheit, die Augen schwarz in dem weißen Gesicht. Einige warfen sich ihr demütig zu Füßen.
Mit hoher, durchdringender Stimme fragte sie etwas in einer Sprache, die niemand je gehört hatte. Die Leute waren perplex und wussten nichts zu sagen. Unter den Anwesenden war keiner von Taha Akis Blut, bis auf einen kleinen Jungen. Er klammerte sich an seine Mutter und schrie, der Geruch brenne ihm in der Nase. Einer der Ältesten, der auf dem Weg zum Rat war, hörte den Jungen und begriff wer da gekommen war. Er schrie den Leuten zu, sie sollten wegrennen. Ihn tötete sie als Erstes.
Zwanzig Zeugen sahen die Ankunft der kalten Frau. Nur zwei konnten entkommen, weil sie sich dazu hinreißen ließ, ihren Durst am Blut zu stillen. Sie rannte zu Taha Aki, der mit den Ältesten im Rat saß, mit seinen Söhnen und seiner dritten Frau.
Sobald Yaha Uta hörte, was geschehen war, verwandelte er sich in den Geisterwolf. Er ging los, um die kalte Frau allein zu töten. Taha Aki, seine dritte Frau, seine Söhne und die Ältesten folgten ihm.
Zunächst konnten sie die kalte Frau nicht finden, nur die Spuren ihres Angriffes. Leblose, zerstückelte Körper lagen auf dem Weg, manche Blutleer. Dann hörten sie Schreie und liefen schnell zur Bucht.
Eine Handvoll Quileute waren zu den Schiffen gerannt, um zu fliehen. Wie ein Hai schwamm sie hinter ihnen her undzerbrach mit ihrer unglaublichen Kraft den Bug des Schiffes. Als das Schiff sank, fing sie alle ein, die versuchten, wegzuschwimmen, und tötete sie.
Da sah sie den großen Wolf am Ufer und vergaß die fliehenden Schwimmer. Sie schwamm so schnell, dass ihre Gestalt kaum noch zu erkennen war, bis sie triefnass und in ihrer ganzen Schönheit vor Yaha Uta stand. Sie zeigte mit einem weißen Finger auf ihn und fragte wieder etwas Unverständliches. Yaha Uta wartete.
Es war ein harter Kampf. Sie war nicht so stark, wie ihr Gefährte gewesen war. Aber Yaha Uta war allein – niemand konnte ihren Zorn von ihm ablenken.
Als Yaha Uta verlor, stieß Taha Aki einen herausfordernden Schrei aus. Er humpelte los und verwandelte sich in einen uralten Wolf mit grauer Schnauze. Der Wolf war alt, doch er war immer noch Taha Aki, der Geistermann, und seine Wut machte ihn stark. Der Kampf begann aufs Neue.
Taha Akis dritte Frau hatte gerade mit angesehen, wir ihr Sohn vor ihren Augen gestorben war. Jetzt kämpfte ihr Mann, und sie hatte keinerlei Hoffnung, dass er gewinnen könnte. Sie hatte alles gehört, was die Zeugen des Gemetztels dem Rat berichtet hatten. Sie kannte auch die Geschichte von Yaha Utas erstem Sieg und wusste, dass er nur durch das Ablenkungsmanöver seines Bruders gewonnen hatte.
Die dritte Frau zog ein Messer aus dem Gürtel eines ihrer Söhne, die neben ihr standen. Es waren alles junge Söhne, noch keine Männer, und sie wusste, dass sie sterben würden, wenn ihr Vater unterlag.
Mit hoch erhobenem Messer stürmte sie auf die kalte Frau zu. Die kalte Frau lächelte und ließ sich von ihrem Kampf mit dem alten Wolf kaum ablenken. Sie hatte keine Angst vor der schwachen Frau oder dem Messer, das nicht einmal einen Kratzer auf ihrer Haut hinterlassen würde, und sie wollte Taha Aki gerade den Todesstoß versetzten.
Da tat die dritte Frau etwas, womit die kalte Frau nicht gerechnet hatte. Sie warf sich der Bluttrinkerin vor die Füße und stieß sich das Messer ins Herz.
Blut spritzte durch ihre Finger und traf die kalte Frau. Diese konnte der Verlockung des frischen Blutes, das aus dem Körper der dritten Frau trat, nicht wiederstehen. Instinktiv wandte sie sich der Sterbenden zu, einen kurzen Moment ganz und gar überwältigt von ihrem Durst.
Da schlossen sich Taha Akis Zähne um ihren Hals.
Der Kampf war noch nicht zu Ende, aber jetzt stand Taha Aki nicht mehr alleine da. Als zwei der jungen Söhn ihre Mutter sterben sahen, wurden sie so zornig, dass der Geisterwolf in ihnen zum Leben erwachte, obwohl sie noch keine Männer waren. Zusammen mit ihrem Vater überwältigten sie die kalte Frau.
Taha Aki kehrte nie zu seinem Stamm zurück. Er verwandelte sich nie wieder zurück in einen Mann. Einen ganzen Tag lag er neben dem leblosen Körper der dritten Frau. Wenn jemand sie berühren wollte, knurrte er, und schließich ging er in den Wald und kehrte nicht mehr zurück.
Von da an gab es kaum noch Zusammenstöße mit den kalten Wesen. Taha Akis Söhne bewachten den Stamm, bis ihre Söhne alt genug waren, um ihren Platz einzunehmen. Es gab niemals mehr als drei Wölfe. Das reichte. Gelegentlich kam ein Bluttrinker vorbei, doch er wurde immer überrumpelt, weil er nicht mit den Wölfen gerechnet hatte. Manchmal starb ein Wolf, doch ihre Zahl ging nie so weit zurück wie damals.
Sie hatten gelernt gegen die kalten Wessen zu kämpfen, und dieses Wissen gaben sie weiter, von Wolf zu Wolf, von Geist zu Geist, von Vater zu Sohn.
Die Zeit verging, und die Nachkommen von Taha Aki wurden nicht mehr zu Wölfen, wenn sie das Mannesalter erreicht hatten. Nur ganz selten, wenn ein kaltes Wesen in der Nähe war, kehrten die Wölfe zurück. Die kalten Wesen kamen immer einzeln oder zu zweit, und das Rudel blieb klein.
Dann tauchte ein größerer Zirkel auf, und eure Urgroßväter bereiteten sich auf einen Kampf vor, Doch ihr Anführer sprach mit Ephraim Black wie ein Mensch und versprach, den Quileute nichts zu tun. Seine merkwürdigen gelben Augen zeugten davon, dass dies Bluttrinker nicht so waren wie die anderen. Die Wölfe waren in der Unterzahl, die kalten Wesen hätten es nicht nötig gehabt, uns einen Vertrag anzubieten, denn sie hätten den Kampf sicher gewonnen. Ephraim stimmte dem Vertrag zu. Sie haben Wort gehalten, allerdings lockt ihre Gegenwart andere herbei. Und ihre Zahl hat ein größeres Rudel hervorgebracht, als der Stamm es je gesehen hatte“, sagte Old Quil, und einen Augenblick lang schienen die schwarzen Augen, die von zahllosen Falten umgeben waren, auf mir zu ruhen. „Außer natürlich zu Taha Akis Zeit“, sagte er und seufzte. „Und so tragen die Söhne unseres Stammes wieder die Last und bringen dasselbe Opfer wie ihre Väter.
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